Symposium Androgenetische Alopezie

5. Februar 2010

Haar – Haare – Haarausfall – Psychologie – psychologische Aspekte des Haarausfalls beim Mann – androgenetische Alopezie – AGA – Glatze – Männerglatze

Abstract Symposiumsvortrag
Ronald Henss (1999). Psychologische Aspekte des Haarausfalls. Vortrag auf dem Symposium Androgenetische Alopezie. Fortschritte in Forschung und Therapie. Berlin, 15. – 17. 01. 1999.

Eine umfangreiche psychologische Literatur dokumentiert, dass das äußere Erscheinungsbild eines Menschen tiefgreifende psychologische und soziale Konsequenzen hat. Obgleich kaum Zweifel besteht, dass das Haar eine wichtige Komponente des Aussehens darstellt, liegen nur wenige Untersuchungen über psychologische Aspekte des Haares vor. Dies gilt in ganz besonderer Weise für das Phänomen des erblich bedingten Haarausfalls (androgenetische Alopezie), das bislang sehr selten aus psychologischer Perspektive untersucht wurde.
Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über empirische Forschungen zu psychologischen Aspekten der androgenetischen Alopezie beim Mann. Darüber hinaus werden methodische Probleme dieses Forschungsbereichs dikskutiert.

In den Augen der Anderen erscheinen Männer mit Glatze in der Regel weniger vorteilhaft als Männer mit vollem Haar. Dies gilt insbesondere für viele Qualitäten, die in unserer jugendzentrierten Kultur eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel Jugendlichkeit, sexuelle Attraktivität, Vitalität. Zu dem überwiegend negativen Fremdbild korrespondiert häufig ein entsprechendes negatives Selbstbild der Betroffenen. Darüber hinaus werden gelegentlich schwerwiegendere Begleiterscheinungen des Haarausfalls berichtet, wie zum Beispiel negatives Körperbild, geringes Selbstwertgefühl, soziale Angst, Depression, sozialer Rückzug. Schwerwiegende psychologische und soziale Beeinträchtigungen sind jedoch keineswegs der Normalfall. Sie kommen offenbar bei denjenigen, die wegen ihres Haarausfalls einen Arzt konsultieren, wesentlich häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung. Aber auch psychologisch und sozial gut angepasste Personen berichten häufig über eine Reihe spezifischer Haarprobleme, die darauf hinweisen, dass Haarausfall bei vielen Betroffenen mit (wenn auch milden) psychischen Belastungen verbunden ist. Der Verlust der Haare scheint vor allem für junge Männer eine stärkere Belastung darzustellen, und zwar vor allem für diejenigen, die eine rasche Verschlechterung erwarten, sich nicht in einer partnerschaftlichen Beziehung befinden und die eine hohe öffentliche Selbstaufmerksamkeit aufweisen. Aufgrund fehlender empirischer Daten ist unklar, inwieweit Haarausfall zu realen negativen sozialen Konsequenzen führt, wie zum Beispiel Nachteile bei der Partnerwahl, geringere soziale Attraktivität, Nachteile im Beruf.

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Haarausfall – Psychologische Aspekte

31. Januar 2010

Haare – Haarausfall – androgenetische Alopezie – Glatze – Männerglatze – Psychologie – psychologische Aspekte des Haarausfalls beim Mann

Kurz und bündig
Psychologische Aspekte des Haarausfalls beim Mann
© PD Dr. Ronald Henss

Unzählige Zeugnisse aus Literatur, Geschichte, Völkerkunde, Archäologie und anderen Wissenschaftszweigen belegen, dass das Haar zu allen Zeiten und in allen Kulturen eine herausragende Rolle gespielt hat. Auf der Seite der Männer steht seit alters her der Kampf gegen die Glatze im Vordergrund. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Gerade heute, wo die äußere Erscheinung auch für Männer eine zunehmend wichtigere Rolle spielt, stellt der Verlust des Haupthaares für viele Betroffene eine große Belastung dar.

Die Männer reagieren zwar durchaus unterschiedlich, aber es gibt kaum jemanden, dem der Verlust des Haupthaars völlig gleichgültig ist. Viele Betroffene berichten über negative Erfahrungen im privaten und beruflichen Umfeld. Umfangreiche Untersuchungen zeigen ein breites Spektrum psychischer Probleme, Sorgen und Ängste, die mit dem Verlust des Haares einhergehen, wie zum Beispiel: das Gefühl, weniger attraktiv zu sein, weniger Chancen beim anderen Geschlecht zu haben, im sozialen und im beruflichen Umfeld benachteiligt zu sein, höhere Selbstaufmerksamkeit, geringeres Selbstvertrauen, verringertes Selbstwertgefühl, emotionale und soziale Verunsicherung, sozialer Rückzug. Wenngleich der Grad der Belastung je nach Persönlichkeitsstruktur und sozialem Umfeld sehr unterschiedlich sein kann, ist für viele Männer die Glatze mit erheblichem psychischem Stress und einem hohen Leidensdruck verbunden.

Der Ausgangspunkt der psychologischen Probleme ist wohl vor allem die Befürchtung, dass ein kahles Haupt in den Augen der Mitmenschen ein negatives Image erzeugt. Die psychologische Forschung hat in zahlreichen Untersuchungen gezeigt, dass diese Sorge keineswegs unbegründet ist. Mit Glatze sieht ein Mann nicht nur um mehrere Jahre älter aus, Glatzenträger erscheinen in den Augen ihrer Mitmenschen auch deutlich weniger attraktiv, und zwar insbesondere im Hinblick auf die sexuelle Attraktivität. Man hält sie für spießiger, konservativer, weniger modebewusst und man traut ihnen geringere Chancen beim anderen Geschlecht zu. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Glatzenträger sowohl im privaten wie auch im beruflichen Bereich benachteiligt sein können.

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